150 Fachkräfte beim Fachtag gegen sexualisierte Gewalt

(November 2023)

150 Fachkräfte beim Fachtag gegen sexualisierte Gewalt (November 2023)

150 Fachkräfte beim Fachtag gegen sexualisierte Gewalt (November 2023)

Dieser Fachtag war ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der Istanbul Konvention. Jetzt müssen weitere folgen!“ resümierte Lena Sauerland, Beraterin in der Frauenberatung Soest und Teil des Organisationsteams. 150 Fachkräfte aus den unterschiedlichsten Bereichen im Kreis Soest folgten der Einladung der „Kreiskooperationsrunde häusliche Gewalt und Kinderschutz im Kreis Soest“ zum Fachtag am 21. November 2023 in die Fachhochschule Südwestfalen, Standort Soest.

Sexualisierte Gewalt - Interdisziplinäre Zusammenarbeit als gesellschaftliche Herausforderung“ lautete der Titel der Veranstaltung. Fachexpertinnen und Fachexperten aus dem Bereich der Rechtsmedizin, der Staatsanwaltschaft sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie sprachen in Vorträgen mit anschließenden Diskussionen über Interventionsketten und Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt. Ziel war es, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, Lösungsansätze zu entwickeln und starke Netzwerke aus Kita, Schule, Polizei, Medizin und anderen relevanten Handlungsfeldern für den Kreis Soest zu bilden. Lena Sauerland, Beraterin in der Frauenberatung Soest, unterstrich: „Wirksame Prävention gegen sexualisierte Gewalt kann nur durch Veränderung der Strukturen gelingen. Daran möchten wir gemeinsam arbeiten.

Nach der Einführung in das Thema durch Birgit Reiche, Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, erläuterte Nina Fuchs, Vorstandsvorsitzende des Vereins „Kein Opfer e.V.“, als Erfahrungsexpertin, warum Betroffene von sexualisierter Gewalt mehr Unterstützung von Staat und Gesellschaft benötigen.
Dr. Britta Gahr vom Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Düsseldorf sprach aus ihrer beruflichen Praxis über die vertrauliche Spurensicherung und das Dokumentationsverfahren „iGobsis“. Vertrauliche Spurensicherung bedeutet, dass Betroffene die Spuren der Gewaltanwendung, z.B. Verletzungen, sichern lassen können, ohne eine Anzeige erstatten zu müssen. So gewinnen sie Zeit für eine Entscheidung.

In seinem Vortrag über die Folgen für die Entwicklung von erlebter sexualisierter Gewalt bei Kindern und Jugendlichen sprach Prof. Dr. Matthias Wildermuth. Er verdeutlichte, dass sich die Folgen der Erlebnisse auch noch zwei Generationen später im Verhalten zeigen können.
Nach der Mittagspause zeigte Martina Heinke von der LWL-Klinik in Warstein mit Praxisbeispielen auf, welche Besonderheiten und Schwierigkeiten in der Arbeit und in Gesprächssituationen mit erwachsenen von Gewalt Betroffenen auftreten können.
Eine Einordnung der sexualisierten Gewalt in das deutsche Rechtssystem und wie ein mögliches Verfahren aussehen kann, erläuterte Rechtsanwältin Jutta Klaus aus ihrer langjährigen Erfahrung als Opferanwältin.

Lena Sauerland von der Frauenberatung Soest und Sabine Erhard, Leitung der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, stellten die jeweiligen Beratungsstellen vor sowie die Kampagne „Vertrauliche Spurensicherung“ für den Kreis Soest. Hieran beteiligen sich das Klinikum Stadt Soest, das Evangelische Krankenhaus in Lippstadt sowie das Marienhospital in Erwitte. Bislang mussten Betroffene weite Wege bis nach Dortmund oder Münster auf sich nehmen. In Zukunft können sie sich ortsnah versorgen und Verletzungen dokumentieren lassen.

Zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion mit Nina Fuchs, Martina Heinke, Jutta Klaus, Pfarrerin Birgit Reiche, Prof. Dr. Matthias Wildermuth und Ann-Katrin Zyprian. In ihr wurde deutlich, dass eine Sensibilisierung für das Thema, das Hinsehen sowie die Vernetzung untereinander essenziell sind für eine gute Prävention, die Versorgung Betroffener und die Reduzierung von Langzeitfolgen für Betroffene und die Gesellschaft. Fachkräfte aus dem medizinischen, dem sozialen und dem juristischen Bereich müssen hierfür gut zusammenarbeiten, um den alarmierend hohen Fallzahlen im Bereich sexualisierte Gewalt etwas entgegen setzen zu können.

Zum Hintergrund:

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November fand die diesjährige Aktionswoche von Dienstag bis Samstag, 21. bis 25. November, im Kreis Soest statt. Der interdisziplinäre Fachtag bildete den Auftakt und wurde in Kooperation mit der Erwachsenenbildung der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen durchgeführt.

In der vorbereitenden Arbeitsgruppe für die Aktionswoche wirkten folgende Einrichtungen mit: Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder der Caritas, die Frauenberatung Soest, das Frauenhaus Soest, die Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen, das Gesundheitsamt des Kreises Soest, die Koordinierungsstelle Schulsozialarbeit, die Kath. Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Erzbistums Paderborn, die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung Kreis Soest sowie die Regionalstelle im Regierungsbezirk Arnsberg der Landesfachstelle Prävention sexualisierte Gewalt.

Die Istanbul-Konvention ist das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt

Die Frauenberatung Soest vereint die "Allgemeine Frauenberatungsstelle im Kreis Soest" und die "Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt" im Kreis Soest.

Fenster schließen